Für das Projekt Villa HanGarten in Lana setzen wir erneut auf den Dialog zwischen Architektur und Kunst. Gemeinsam mit der Bozner Künstlerin Mirijam Heiler haben wir das Kunstprojekt „Raumsehen, Raumtasten, Raumfühlen“ ins Leben gerufen. Es geht um einen spielerischen und sinnlichen Dialog zwischen Baukörper und Mensch – und bildet den Auftakt für ein außergewöhnliches Wohnprojekt.
Am Sonnenhang von Lana, in der Nähe von Schloss Braunsberg, steht ein Gebäude aus den späten 60er-Jahren mit markanter Architektursprache. Als Teil unseres Gesamtprojekts in Lana, haben wir dieses Gebäude „Villa HanGarten“ getauft. Dieses architektonische Juwel wollten wir behutsam neu interpretieren und wenn möglich, sollte es erhalten und nicht abgerissen werden.
„Wir haben uns lange und sehr intensiv mit der Villa HanGarten befasst. Sie ist so vielfältig in ihrer Erscheinung und in ihren Formen. Genau deshalb haben wir uns entschieden, das Potenzial des Gebäudes zu bewahren und weiterzuentwickeln. So kamen wir auf eine Umgestaltung in 3 neue Wohneinheiten“,
erklärt Magdalena Pohl. Für diese Neuentwicklung war klar:
„Die 3 neuen Wohneinheiten heben sich durch ihre Individualität stark vom Immobilienmarkt ab. Es handelt sich um absolute Liebhaberobjekte. Das Projekt Villa HanGarten steht für einen Neuanfang – eine spannende Verbindung aus Vergangenheit und Zukunft, Architektur und Kunst, Funktion und Emotion. Wir setzen dabei auf Kunst und Kreativität. Mit Mirijam Heiler haben wir die richtige Partnerin gefunden, um unsere Vision auch künstlerisch erlebbar zu machen!“
Mirijam, kannst du uns dein Konzept für Villa HanGarten kurz beschreiben?
Statt die Villa im Stil der 60er Jahre abzureißen und neu zu bauen, hat sich Pohl Immobilien bewusst dafür entschieden, sie zu erhalten und aufwändig zu sanieren. Ziel war es, diesen spannenden und anspruchsvollen Prozess sichtbar zu machen. Für eine Sanierung ist stets eine umfassende Bestandsaufnahme notwendig, um das volle Potenzial und die Funktionsweise des Gebäudes zu erfassen. Um diesen Prozess anschaulich darzustellen, habe ich Darsteller*innen eingeladen, die Architektur mit ihren Körpern zu erkunden. Sie ertasteten die Strukturen, traten in einen Dialog mit den Räumen, wurden Teil des Interieurs und erforschten alles tänzerisch – als ob sie den Raum durch Berührung erleben würden. Die Fotografin Valentina Casalini hat diese Momente festgehalten.
Ein spannender Dialog zwischen menschlichem Körper und Architektur – inspiriert von Valie Export, David Hockney und Erwin Wurm.
Was reizt dich persönlich an solchen Projekten?
Ich finde es unglaublich spannend, Kunst und Architektur miteinander zu verbinden. Kunst ist für mich eine riesige Spielwiese, auf der ich spielerisch Zugang zu neuen Blickwinkeln finde. Projekte wie diese geben mir die Freiheit, Perspektiven zu verändern und immer wieder Neues zu entdecken – mal naiv, mal ästhetisch.
Wie beschreibst du deine Kunst?
Ich habe Malerei studiert, arbeite jedoch häufig auch mit anderen Disziplinen zusammen. Meine Kunst ist leise, reduziert und ruhig. Ich versuche, auf unsere „laute“ Welt nicht mit noch lauteren Bildern zu antworten. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Wesentliche, das Wenige, das Unaufgeregte. Ich möchte mit meiner Kunst nicht lauter schreien als die Welt um uns herum.
Ich glaube, dass Kunst eine gewisse soziale und politische Verantwortung trägt. Sie befindet sich an der Schnittstelle zwischen Weltzugewandtheit und Weltflucht. Einerseits ermöglicht Kunst eine präzise Beobachtung dessen, was in der Gegenwart geschieht, andererseits bietet sie Fluchtmöglichkeiten aus genau dieser Welt und kann die schönsten Geschichten erzählen.
Es ist nicht die erste Arbeit, die du für Pohl Immobilien konzipiert hast. Wo siehst du Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zu dem letzten gemeinsamen Projekt, Villa Auerheim, und nun der Villa HanGarten in Lana?
Bei der Villa Auerheim haben wir versucht, den Raum auf zwei verschiedene Weisen zu erfassen. Einerseits haben wir ihn durch Musik und Tanz lebendig gemacht, andererseits haben wir häusliche Szenen im Stil des goldenen Zeitalters ganz unaufgeregt inszeniert. Tiberio Sorvillo hat diese Momente als Fotograf meisterhaft eingefangen.
Für dieses Projekt arbeite ich erneut mit der Tänzerin Elisabeth Ramoser zusammen. Mein Ziel war es, die kantige Architektur der 60er Jahre mit einem weicheren, weiblicheren Blick zu verbinden. Deshalb bestand das Team größtenteils aus Frauen. Die Fotografien, die dabei entstanden sind, tragen einen klaren, weiblichen Touch: Sie sind malerisch, mit großen Farbflächen und sanften Übergängen.
Die Bilder sollen mehr an Malerei erinnern als an klassische Architekturfotografie.
Mirijam Heiler
Wie siehst du die Kunst als Kommunikationstool für Unternehmen?
Das Verständnis von „L’art pour l’art“ erscheint mir heute etwas überholt. Während Kunst in der Moderne oft stark auf sich selbst bezogen war, hat sich dieses Verständnis im Laufe der Zeit gewandelt. Heute ist Kunst nicht mehr nur selbstreferenziell. Sie bietet mir als Künstlerin eine weite Fläche, auf der ich mich frei entfalten kann. Kunst muss nicht länger als etwas Erhabenes oder Abgehobenes gelten. Sie darf schnell, vielfältig und zugänglich sein. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen empfinde ich als eine bereichernde Erfahrung, die für beide Seiten wertvoll ist.
Mirijam Heiler, geboren 1991 in Brixen, lebt und arbeitet als vielseitige Künstlerin in Bozen, Italien. Nach ihrem Studium der Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe und der Theologie in Freiburg im Breisgau, kombiniert sie in ihren Arbeiten Malerei, Fotografie, Skulptur und Installation.
Ihre Werke zeichnen sich durch eine reduzierte Farbpalette und einfache Formen aus, die durch Ruhe und Ordnung Orientierung schaffen und eine poetische Stille vermitteln. Dabei setzt sie sich mit existenziellen Fragen des Menschseins auseinander und verbindet Elemente aus der Natur mit minimalistischen Kompositionen.
Heiler wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Plose & SKB Art Award (2022) und dem SALEWA Kunstpreis (2021), und präsentierte ihre Arbeiten international in Einzel- und Gruppenausstellungen.
Valentina Casalini, geboren 1987 in Trient, absolvierte zunächst einen Bachelor in Kulturwissenschaften (Beni Culturali), bevor sie sich am ISIA in Urbino auf Fotografie spezialisierte. Berufliche Gründe führten sie in den folgenden Jahren nach Bologna, Mailand und London, wo sie stets im Bereich der Fotografie tätig war. Heute lebt sie abwechselnd in Mailand und in Trentino-Südtirol und arbeitet als Architekturfotografin und Innenraumfotografin.
Aus ihrer frühen Leidenschaft für die analoge Fotografie entwickelte sich ein tiefes Interesse an urbaner Psychogeografie und an Gefühlen der Fremdheit, die in Verbindung mit zeitgenössischen Räumen stehen. Ihre Projekte wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Italien, England, den USA, Kanada und Korea präsentiert.